Weißdorn, Crataegus monogyna, laevigata (oxyacantha)

Sanskrit: Bandhuka, Arkavallabha, Bāndhujīvaka

Volkstümliche Namen: Hagedorn, Heckendorn, Mehlbeerbaum, Mehldorn, Weißheckdorn, Zaundorn, Maidorn, Hagedorn, Mehlbeere

Verwendet werden Blätter, Blüten und Früchte.

Āyurvedische Einteilung:
Rasa (Geschmack): sauer, süß
Guņa (Eigenschaft): schleimig
Erwärmende thermische Potenz
Saure Wirkung nach der Verdauung
Reduziert Vāta


Der Weißdorn gehört zur Familie der Rosengewächse und kann bis zu 600 Jahre alt werden. Es gibt den eingriffeligen (Crataegus monogyna) und zweigriffeligen (Crataegus laevigata) Weißdorn. Die Blüten verströmen einen Aasgeruch, um Fliegen und Käfer zur Bestäubung anzulocken.

Aus den Beeren wurde im Krieg Mehl gemacht (Mehlbeere). Man kann auch ein Geliermittel herstellen, bzw. 1/3 Weißdornbeeren + 2/3 andere Früchte zu Marmelade machen ohne Geliermittel. Der Baum gilt als Schutzpflanze. Beeren oder Blätter wurden in die Wiege gelegt.

Die Wirkung setzt langsam ein (Hauptwirkung erst nach sechs Wochen), daher muss er über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Eine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten besteht nicht, auch keine Nebenwirkungen

Indikationen sind überwiegend Herzerkrankungen, niedriger oder hoher Blutdruck (wirkt ausgleichend), Altersherz, funktionelle Herzbeschwerden, Koronare Herzkrankheiten, Arterioskleroseprophylaxe, Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelschwäche


Wirkungen:

  • Kardioprotektiv (herzschützend), antioxidativ
  • positiv inotrop (Steigerung der Kontraktionskraft)
  • verlängert die Refraktärzeit (negativ-bathmotroph), dadurch antiarrhythmisch
  • verlängert die Dauer des Aktionspotenzials
  • senkt Vor- und Nachlast
  • positiv dromotrop (Verkürzung der AV-Überleitungszeit
  • Besserung der subjektiven Beschwerden der Herzinsuffizienz im Stadium II
  • Steigerung der Arbeitstoleranz
  • Senkung des Druckfrequenzprodukts
  • Steigerung der Ejektionsfraktion
  • Verbesserte Herzleistung bei herzinsuffizienten Patienten
  • vasoprotektiv
  • vasorelaxierend (verbessert die coronare Durchblutung mit sich daraus ergebender Erhöhung der Toleranz gegenüber Sauerstoffmangel)
  • antiischämisch
  • Senkung des peripheren Gefäßwiderstands (dadurch gering Blutdrucksenkend)


Inhaltsstoffe:

  • 29 Flavonoide, 0,3 – 2,5% (Hyperosid, Quercetin, Quercitrin, Hyperin, Rutin, Spiraeosid), Flavon-C-Glykoside (Vitexin, VitexinrhamnosidIsovitexin, Orientin, Isoorientin), Flavonglykoside
  • Catechine
  • Amine (Cholin, Acetylcholin, Tyramin)
  • Triterpensaponine, pentazyklische Triterpene (Ursolsäure, Oleanol)
  • 1-4% oligomere Procyanide (OPC)
  • Histamin
  • Epicatechin, Catechingerbstoffe
  • Vitamin C
  • Crataegussäure
  • Oxyacanthin
  • ätherische Öle
  • Purinderivate
  • Phenlcarbonsäuren, Hydroxyzimtsäurederivate (Chlorogen- und Kaffeesäuren)
  • Xanthinderivate (Adenin, Adenosin, Harnsäure)
  • Polysaccharide
  • Mineralische Bestandteile mit hohem Gehalt an Calciumsalzen

Verantwortlich für die therapeutische Wirkung sind die Flavonoide und oligomeren Procaynidine (OPC). Ihr Gehalt variiert stark, je nachdem um welche Stammpflanze bzw. Droge es sich handelt.


Kommission E und ESCOP: positiv Monographie nur für die Blätter und Blüten (!) für nachlassende Leistungsfähigkeit des Herzens entsprechend Stadium II nach Klassifizierung der New York Heart Association (NYHA, II: eingeschränkte Leistungsfähigkeit bei schwerer körperlicher Belastung). Die Anwendung muss mindestens sechs Wochen erfolgen.

Traditionell werden auch Weißdornfrüchte zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion eingenommen. Sie wirken ähnlich wie Weißdornblätter mit Blüten, erhielten jedoch 1994 aufgrund unzureichenden Datenmaterials keine positive Monographie der Kommission E. Es liegt allerdings eine ESCOP-Monographie Crataegi fructus (Hawthorn Berries) mit der Indikation nervöse und funktionelle Herz- Kreislaufbeschwerden vor. Die Wirksamkeit bei Herzinsuffizienz ist zum momentanen Zeitpunkt nicht ausreichend belegt.

Eine Steigerung der Kontraktionskraft des Herzmuskels wird dadurch erreicht, dass die intrazelluläre Ca ++ Ausschüttung während der Systole erhöht wird (vermutlich durch eine Inhibition der Na/K-ATPase, welche für eine erhöhte intrazelluläre Konzentration von Na+ sorgt und dadurch den Na+/Ca++ Austauscher aktiviert). Daraus resultiert eine stärkere Aktivierung von Myofilamenten und somit eine stärkere Kontraktion der Herzmuskelzelle. Die Erhöhung der Kontraktionskraft verläuft ähnlich wie bei den Herzglykosiden über einen cAMP-unabhängigen Mechanismus. Crataegus erhöht die endogene Kontraktionskraftreserve am insuffizienten Myokard. Der Sauerstoffverbrauch wird verbessert, evtl. durch Erhöhung der Empfindlichkeit der Myofilamente gegenüber Ca++.

Die Gefäßerweiterung beruht auf einer Stimulierung der NO-Freisetzung.

Crataegus-Extrakte beeinflussen die für die Rückbildung des Aktionspotentials verantwortlichen K+-Kanäle, wodurch die Verlängerung der Refraktärzeit und des Aktionspotentials zustande kommt.


Rezepte:

  • Tee: 1 Teelöffel mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 7 Minuten ziehen lassen, 3x täglich 1 Tasse trinken
  • Tinktur: 3x täglich 15 Topfen
  • Um eine Likör aus den Beeren herzustellen, darf man die Beeren höchstens 2 Monate ziehen lassen, da sie sonst gelieren.

Anwendungsdauer: mindestens 6 Wochen, bzw. prophylaktisch über mehrere Jahre.

Präparate: Crataegutt novo 450 (1-2x täglich), Esbericard, Kytta Cor, Kneipp Weißdorn-Drg., Faros 300, Kneipp Weißdorn-Pflanzensaft Sebastianeum, florabio naturreiner Heilpflanzensaft Weißdorn Presssaft

Die auf dem Arzneimittelmarkt angebotenen Weißdornpräparate sind nur schwer miteinander vergleichbar. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Stammpflanzen, der Arzneidrogen, der Extraktionsverfahren und der Lösungsmittel, die zur Herstellung der Extrakte verwendet werden. Welche Inhaltsstoffe in welcher Menge im Fertigarzneimittel enthalten sind, ist nur bekannt, wenn die Hersteller entsprechende analytische Daten zur Verfügung stellen.


Menschen gibt es, deren Herzen
Bedrückung bringen, Angst und Schmerzen,
die manche Nacht mit bösem Bangen
um nur ein Stündchen Schlaf schon rangen.

Erstaunlich ist, wenn man´s bedenkt,
welch Linderung Crataegus schenkt.

Das Herz wird ruhig, der Mensch wird still,
kann wieder schlafen, wenn er will,
die Angst verfliegt nun, und das Glück
kehrt langsam Stück für Stück zurück!

Aus der Sammlung Madaus


Quellen:

- E. Rieckeheer et al.: Zelluläre und molekulare Wirkmechanismen von Crataegus-Extrakt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren, 03/09
- Schilcher et al., Leitfaden Phytotherapie
- Doris Grappendorf
- Hänsel/Sticher, Pharmakognosie, Phytopharmazie, 9. Auflage
- Wenigmann, Phytotherapie

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