Baldrian, Valeriana officinalis

Valeriana kommt von valere= gesund sein

Synonyme: Theriakwurzel, Phu, Dacia, Dania, Dennmark, Jan, Bullerjahn, Ballerjan, Balderjan, Augenkraut, Pestwurz, Katzenkraut, Denemarcha, Taganthea, Terdina, Nardus agrestus, Wendwurzel, Dammarg, Dreifuß, Menten, Mondwurzel, Stinkwurz, Waldspeik.

Die verschiedenen Baldriansorten sind sich in ihrer Wirkung sehr ähnlich. Die Familie der Valerianaceae wird in 12-15 Gattungen und ca. 400 Arten gegliedert. Der Arzneimittelbaldrian ist Valeriana officinalis. Von medizinischem Interesse ist auch der indische Valeriana wallichii (syn. Valeriana jatamamsi), sowie der mexikanische Valeriana edulis ssp. Procera.

Verwendet werden das Rhizom (wird fast ausschließlich von kultivierten Pflanzen gewonnen) und das ätherische Öl.

Baldrian kommt weit verbreitet auf Weiden Gräben, felsigen Hänge, feuchten Wäldern vor. Die Pflanzen sind auffällig, da sie 50 bis 150 cm hoch werden, mit weißen bis hell rötlichen Blüten von Juni bis August.


Inhaltsstoffe:

Lignane, ätherisches Öl (mindestens 0,5%), Sesquiterpensäuren (Valerensäuren, mindestens 0,17%), Alkaloid Actinidin (wirkt auf Katzen erregend), Valepotriate (Iridoide, Gehalt kann durch Aufarbeitung schwanken), Polyphenole, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, freie Aminosäuren (u. a. GABA). Die Inhaltsstoffe wirken nur in Kombination, nicht allein.

Das ätherische Öl ist für den charakteristischen Geruch zuständig.

Die beruhigende Wirkung ist sicher die bekannteste. Baldrian fördert die Schlafbereitschaft, wird daher gerne als pflanzliches Schlafmittel eingesetzt. Aufgrund der angstlösenden, konzentrations- und leistungsfördernden Wirkung eignet sich der Baldrian gut in Prüfungssituationen. Zusätzlich bestehen analgetische, krampflösende und muskelentspannende Wirkungen. Begleitend kann Baldrian bei nervösen Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt werden.

Durch klinische Studien sind eine Abnahme der zentralen Hyperreaktivität, Verkürzung der Einschlafzeit, Verbesserung der Schlafqualität mit Verminderung des nächtlichen Aufwachens, Verbesserung der Tagesbefindlichkeit (nach 2-4 wöchiger Therapie).

Neuere Studien zeigen eine Beeinflussung des GABA-Stoffwechsels: Die Valerensäure aus dem Baldrian bindet an die α+ß-Untereinheit des GABA-Kanals und verstärkt die GABA-Wirkung in vergleichbarem Maß wie Benzodiazepine. Der GABA-Kanal besteht aus 5 Untereinheiten (2α, 2ß, 1γ). GABA bindet an die ß+α-Untereinheit, Benzodiazepine binden an die α+γ-Untereinheit. Für die anxiolytische Wirkung des Baldrians muss der Anteil an Valerensäure den Anteil an Acetoxy-Valerensäure (keine GABA-verstärkende Wirkung) überwiegen. Dies wurde jetzt gezüchtet.

Der Einsatz während der Schwangerschaft und Stillzeit ist umstritten. Laut Prof. Schilcher sind keine Nebenwirkungen bekannt! Baldrian kann jedoch die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen (durch Kombination mit Alkohol noch verstärkt)

Nach der Kommission E besteht für Baldrian eine positiv Monographie bei Unruhezuständen und nervös bedingten Einschlafstörungen

Baldrian wird vor allem als Tagessedativum bei Unruhezuständen aufgrund starker seelischer Belastung eingesetzt.

Fertigpräparate: Convergal Kps., Euvegal, Hovaletten, Kytta Sedativum, Sedonin

Blattform
Typische Blattform

Baldrian galt als zauberabwehrendes Mittel. Seine Wirkungen waren schon im 5. und 4. Jh. v. Chr. bekannt. Unter dem Namen „Phu“ wurde der Baldrian von Plinius, Dioskurides und Galen vor allem als harntreibendes und menstruationsförderndes Mittel beschrieben.
Der Legende nach, ritt die nordische Göttin Hertha mit einem Hirsch durch den Wald und zähmte die wilden Tiere mit einer Baldrian-Gerte.
Im Mittelalter war Baldrian eine bedeutende Heilpflanze. Die Indikationen haben sich jedoch stark gewandelt, zunächst Leiden im Brustbereich, dann Förderung der Verdauung, bis hin zur Stärkung der Sehkraft. Baldrian wurde auch zur Prophylaxe der Pest eingesetzt. Erst seit dem ausgehenden 18. Jh. (Hufeland) ist die Indikation Unruhezustände und Schlafstörungen bekannt. Nur eine kurze Erwähnung im „Lorscher Arzneibuch“ im 8. Jh. deutet dieses an.


Rezepte:

1 Teelöffel auf 1 Tasse, kurz aufkochen oder über Nacht kalt ansetzen. Bei Bedarf 1-2 Tassen trinken.
Tinktur: am Abend 1 Teelöffel mit Zucker oder einem Glas Wasser
Als Badezusatz

Bei Unterdosierung (10-20 Tropfen) kann es zu paradoxen (umgekehrten) Reaktionen kommen.

Valeriana wallichii, Valeriana jatamansi Jones, der indische Baldrian, auch Tagara genannt, wird in der ayurvedischen Medizin eingesetzt. Die Wirkungen weichen etwas von dem deutschen Baldrian ab: schmerzlindernd, ausgleichend. Indikationen sind Hautkrankheiten, psychische Erkrankungen, Krampfanfälle, Kopfschmerzen.

Unerwünschte Wirkungen: Im Übermaß ruft er Schwindel, Schluckauf und Erbrechen hervor.

  • Rasa (Geschmack): bitter, scharf, zusammenziehend
  • Guna (Eigenschaft): leicht, ölig
  • Erwärmende thermische Potenz (Ushna virya), wird jedoch von verschiedenen Autoren unterschiedlich beschrieben
  • Dosha: Vata und Kapha reduzierend

Quellen:

Zoller/Nordwig, Heilpflanzen der ayurvedischen Medizin
P. V. Sharma, Dravyaguna
Gupta+Stapelfeldt
Schilcher et al., Leitfaden Phytotherapie
Johannes Gottfried Mayer, Zur Geschichte von Baldrian und Hopfen, Zeitschrift für Phytotherapie 2/2003
Prof. Dr. Max Wichtl, Baldrian, Zeitschrift für Phytotherapie 2/2003
Apotheker M. Pahlow
Fernandez-San-Martin I et al. Sleep Med 2010; 11: 505-511
Forschungserfolg: Angsthemmende Wirkung von Baldrian nachgewiesen. Zeitschrift für Phytotherapie 2015; 36: 30, Forum


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